Die ISO-Normen zur Geometrischen Produktspezifikation – und Verifikation (GPS) definieren eine international einheitliche Symbolsprache, die es erlaubt, alle Anforderungen an die Mikro- und Makrogeometrie eines Produkts sowie die korrespondierenden Anforderungen an den Inspektionsprozess, unter Berücksichtigung der derzeitigen Möglichkeiten der Mess- und Testtechnologie, in Technischen Zeichnungen eindeutig und vollumfänglich auszudrücken. Dadurch werden Mehrdeutigkeiten und Inkonsistenzen während der Planung von Herstellungs- und Inspektionsprozessen und damit zusätzliche Kosten durch zeitaufwendige Vereinbarungen zwischen Kunde und Zulieferer vermieden.
Die GPS, die grundsätzlich dem Design eines mechanischen Bauteils eigen ist, spielt somit eine bedeutende Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens und ist elementar in der Kunden-Zulieferer-Beziehung.
Durch Erfahrungen der Mitglieder des Konsortiums, insbesondere des Industriepartners VW, konnte sichergestellt werden, dass die Unternehmen und Ingenieure ein qualitativ hochwertiges Trainingsangebot im Bereich der Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation erwartet. Die Tatsache, dass ein solches Schwergewicht der Automobilindustrie wie VW das Problem als wichtig erachtet, beweist die Notwendigkeit der ernsthaften Auseinandersetzung mit demselben. Das GPS-V-Toolbox Projekt erstellte ein gut strukturiertes und innovatives Curriculum. Die Entwicklung desselben berücksichtigte aktuelle Trends der Ingenieursausbildung und arbeitete praxisorientierte Fallbeispiele ein.
Das Konsortium besteht aus sehr erfahrenen Partnern und Experten im vorliegenden Fachgebiet. Die koordinierende Institution ist die Universität Bielsko-Biala (Polen). Weitere Partner sind: Warsaw University of Technology (Polen), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (Deutschland), Universita Degli Studi di Padova (Italien), Universitatea Tehnica Cluj-Napoca (Rumänien), University of Huddersfield (Vereintes Königreich), Interstaatliche Hochschule fur Technik Buchs NTB (Schweiz), Ecole Normale Superieure de Cachan (Frankreich), and Volkswagen AG (Deutschland).
Das Hauptprodukt des Projekts, d. h. das Trainingsangebot zur „Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation als Toolbox um aktuellen Anforderungen gerecht zu werden“ wurde unter Kombination von computergestütztem Lernen und klassischem Unterricht (Blended Learning) entwickelt.
Der Inhalt ist in eLearning-Module gepackt, welche online zur Verfügung stehen. Weiterhin können die Module auch in einem Format angeboten werden, welches eine Offline-Verwendung ermöglicht, um mögliche Restriktionen hinsichtlich der Internetnutzung für Arbeitnehmer in der Industrie zu umgehen. Der eLearning-Inhalt besteht aus beschreibendem Text, welcher an dafür sinnvollen Stellen um Grafiken, Videos, Animationen, Simulationen, Beispielen aus der Praxis und Aufgaben für den Lernenden zur Selbstevaluation erweitert wurde. Jedes Lernmodul wurde von Autoren zweier unterschiedlicher Universitäten erstellt und zusätzlich wurde der Inhalt von einem dritten Mitglied des Konsortiums korrigiert. Der Inhalt beinhaltet außerdem Lernzielkontrollen in der Form von Verständnisfragen, um eine Selbstevaluation des Lernenden zu ermöglichen. Durch den extensiven Gebrauch spezieller englischer Begriffe war eine Korrektur der Sprache durch einen englischen Muttersprachler, welcher zugleich Experte im Bereich der GPS ist, notwendig. Das vorgeschlagene Curriculum beinhaltet die folgenden Kapitel (in Klammern die Autoren, die Co-Autoren und die Korrektoren):
1. Geometrical characteristics (WUT, UH, rev. UniPD)
2. Thirteen ISO fundamental principles (WUT, ENS, rev. TUC)
3. Linear Sizes (WUT, UH, rev. UniPD)
4. ISO system of limits and fits (WUT, UH, rev. UniPD)
5. Angular Sizes (FAU, UBB, rev. ENS)
6. Geometrical tolerances (FAU, UBB, rev. NTB)
7. Tolerances of form (FAU, UBB, rev. NTB)
8. Datums (UTC, WUT, rev. UniPD)
9. Tolerances of orientation (UBB, ENS, rev. FAU)
10. Tolerances of location (ENS, UNIPD, rev. WUT)
11. Profile tolerancing (NTB, UTC, rev. ENS)
12. Tolerances of runout (UniPD, NTB, rev. ENS)
13. Material modifiers (WUT, TUC, rev. ENS)
14. Other modifiers (WUT, TUC, rev. ENS)
15. General tolerances (TUC, FAU, rev. UBB)
16. Complex geometrical features (UBB, UniPD, rev. UTC)
17. Surface texture (UH, NTB, rev. UBB)
18. Tolerancing of assemblies (FAU-WUT rev. ENS)
19. Dimensional chains (WUT-FAU rev. ENS)
20. Measurement uncertainty (UBB-NTB rev. UniPD)
21. Decision rules (WUT-ENS rev. TUC)
22. Guidelines for the selection of measuring equipment (UP, rev. all)
23. Verification by using conventional measuring devices (TUC-WUT rev. ENS)
24. Verification by using measuring machines (NTB-UBB revFAU)
25. Verification by using non-contact coordinate measuring systems (UniPD-TUC rev. UH)
26. Verification by using of form testers (ENS-UniPD rev. UBB)
27. Verification in micro- and nanoscale (FAU-UH rev. NTB)
28. Verification of surface roughness (UH-FAU rev. WUT)
29. Verification by limit gauges (WUT-ENS rev. TUC)
30. Calibration of measuring equipment (UBB-NTB rev. FAU)
Zielpublikum des Projektergebnisses waren Arbeiter und Ingenieure der Industrie, welche die aktuelle GPS-Dokumentation der Anforderungen an hergestellte Teile verwenden. Der Nutzungsplan sieht die Verwendung des Materials für die berufliche Ausbildung von Mitarbeitern der Industrie, insbesondere der Automobil- und Luftfahrindustrie, vor. Durch Veröffentlichungsaktivitäten und Multiplier Events, welche von allen Partnern durchgeführt wurden, konnte das Projekt einer signifikanten Anzahl von Mitgliedern der Zielgruppe vorgestellt werden. In allen Fällen war das zurückerhaltene Feedback sehr positiv.
Eine weitere Gruppe, der das Projekt vorgestellt wurde, waren Studierende der technischen Fakultäten. Diese beginnen in naher Zukunft ihre berufliche Karriere im Maschinenbau, wobei die Erlangung neuer Fähigkeiten ihre Jobchancen erhöhen werden. Während der Projektlaufzeit waren einige Gruppen von Studierenden verschiedener Partneruniversitäten Tester des Lernmaterials und der Funktionalität der Plattform.
Der entwickelte Kurs kann ein Schritt sein in die Etablierung eines standardisierten, europaweit harmonisierten Ausbildungsangebots für die berufliche Weiterbildung und das lebenslange Lernen von Maschinenbauingenieuren.